Der Generationenwechsel auf Campingplätzen steht an. Wer werden die neuen Platzbetreiber?
Antjes Gedanken und Beobachtungen zur Nachfolgesituation:
Momentan sind viele Campingplätze noch in der Hand der zweiten Generation der Campingplatzbetreiber, wo Land und Boden nicht mehr getilgt werden müssen. In den 50er und 60er Jahren wurden von der damaligen Pioniergeneration die Campingplätze erbaut. Meist waren diese Menschen im Besitz von Grund und Boden und haben für die Bodenbewirtschaftung das recht ertragreiche Geschäftsmodell Camping entdeckt. Die Kinder dieser Pioniergeneration sind mit den Campingplätzen aufgewachsen und haben diese übernommen. Dies ist zur Zeit die Generation, die jetzt oder bald in den Ruhestand tritt und die Plätze an die dritte Generation abgibt. Der Generationenwechsel hat seit einigen Jahren begonnen. Schätzungen zufolge, werden in Deutschland jedes Jahr etwa 100 Campingplätze übergeben, Tendenz steigend.
Auf das Angebot der zu veräußernden Plätze treffen zur Zeit viele Nachfrager. Viele Privatpersonen können sich vorstellen, einen Campingplatz zu betreiben. Nicht nur für mich war und ist es ein Lebenstraum, Gastgeber im selbst gestalteten und geführten Betrieb zu sein. Diesen Traum teile ich mit vielen anderen Privatpersonen auf der Nachfragerseite.
Eine weitere Nachfragepartei, die immer präsenter wird, sind Investoren. Derzeit erlebe ich zwei Arten von Investoren: Die erste Art ist die, die aktiv das volle Potenzial eines Platzes erschließen will. Demgegenüber steht unser kompliziertes deutsches Baurecht. Deshalb finden sich hierzulande im Vergleich zum europäischen Ausland relativ wenig Campingketten.
Die Zweite Art von Investoren ist die, die ihr Geld irgendwo „parken“ muss. Auf der Bank ist die Vermögenssumme nur in Höhe der Einlagensicherung sicher. Am Anleihenmarkt gibt es keine Renditen und die Inflation schreitet stetig voran. In Zeiten von Mietpreisbremsen hat sich vielerorts auf dem gewöhnlichen Wohnungsmarkt das Verhältnis zwischen dem Kaufpreis einer Immobilie und der Rendite aus Mieten oft zum Nachteil der Investoren entwickelt. Grund und Boden ist eine Anlageklasse, die nicht beliebig vermehrt werden kann. Deshalb werden immer mehr Grundstücke und Sonderimmobilien von professionellen Investoren gekauft.
Viele Campingplätze sind Lebenswerke der Betreiberpersonen, die ihr Lebenswerk lieber „in gute Hände mit Persönlichkeit“ abgeben möchten. Dennoch sollten sich die Mühen der letzten Jahrzehnte auch finanziell auszahlen. Für den Verkäufer stellt sich oft die Frage, ob er zu einem wahrscheinlich höheren Verkaufspreis an einen Investor verkaufen soll oder zu einem vermutlich niedrigeren Verkaufspreis an eine "bürgerliche" Person.
Fragen an die Glaskugel
Wie wird sich der bereits begonnene Generationenwechsel der Campingplatzbetreiber entwickeln? Werden immer mehr professionelle Investoren Einzug halten? Gegenüber den privaten Investoren/ Nachfolgern haben professionelle Investoren folgende Vorteile: Sie haben professionelle Berater, Erfahrungen, gute Dienstleister, vorteilhafte Kontakte und Netzwerke sowie einen größeren finanziellen Spielraum. Es ist davon auszugehen, dass ein professioneller Investor eine Übernahme und Aufwertung eines Campingplatzes schneller, effizienter und kostengünstiger bewerkstelligen kann als eine Privatperson, die ein Unternehmen gründet. Nähern sich die Zeiten dem Ende, in denen ein typischer Campingplatz von einer Betreiberperson, einem Paar oder einer Familie bewirtschaftet wurde?
Was sagt Deine Glaskugel? In meiner sehe ich diese Dinge:
Privatpersonen, auch wenn sie später eine Kapitalgesellschaft gründen, müssen vom erwirtschafteten Ertrag leben und die Kredite für die Anschaffung des Platzes abzahlen können. Im Blogartikel zu den Immobilienpreisen gehe ich auf diese Problematik detaillierter ein. Nach wie vor ist einer der größten Hürden, die ein potenzieller Nachfolger hat, das Eigenkapital. Viele Projekte scheitern schon im Voraus an einem zu geringen Eigenkapitalanteil. Deshalb kann ich mir für die Zukunft ein ähnliches Modell wie in der Beherbergungsbranche vorstellen: Einen Teil des Angebotes machen konventionelle Campingplätze aus, verglichen mit Hotels. Einen anderen, stetig wachsenden Teil des Angebotes werden kleine, individuelle Zelt-und Wohnmobilstellplätze ausmachen. Ich vergleiche das mit dem Geschäftsmodell von Airbnb, wodurch immer mehr kleine Anbieter zu Gastgebern werden konnten. Apps wie >>park4night<< oder >>schauaufsland<< sind meiner Meinung nach der Startschuss für den Trend, spartanisch und authentisch auf einem Bauernhof, beim Winzer oder anderen Betrieben und Personen zu campen. Ich denke dabei als Zielgruppe vor allem an die Generationen der "Digital Natives" und den Trend "Vanlife". Die Digitalisierung wird immer mehr dazu beitragen, dass die Betriebe ihre Stellplätze effizient vermarkten können. Die Gäste/Camper können dadurch einige „Secret Spots“ außerhalb der ausgetretenen Touristenpfade entdecken sowie Land und Leute hautnah kennen lernen. Das wird meiner Meinung nach der Marktplatz, auf dem sich die künftigen Klein- und Kleinstunternehmer tummeln werden, während größere Campingplätze mitsamt all ihren Auflagen und Vorschriften in vielen Fällen den „Großen“ überlassen werden (müssen).
P.s.: Bei diesem Artikel handelt es sich lediglich um meine persönlichen Beobachtungen und Gedankenspiele. Ich habe weder besondere Fähigkeiten noch besondere Gegenstände, um in die Zukunft zu schauen ; ). Aus Gründen der Schreibökonomie wähle ich für die Beiträge hinsichtlich der Aufführung der Geschlechter von Personen die Form, die am wenigsten Zeichen beinhaltet.
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