8 Instrumente für modernes Dienstleistungs- und Tourismusmarketing
Der Marketing-Mix gehört in den Bereich des operativen Marketings. Das operative Marketing beschäftigt sich mit der markt- und zeitraumbezogenen Umsetzung und Koordinierung der Elemente des normativen und strategischen Marketings.
Zum normativen und strategischen Marketing gehören unter anderem die 5 magischen Strategie- und Grundsatzfragen aus dem Blogartikel zu den Strategiefragen. Hierbei spielen die Werte und das Image eines Unternehmens, die Zielgruppen sowie die Positionierung vom Unternehmen und seinen Angebote im Wettbewerb eine große Rolle. Im normativen und strategischen Marketing werden in erster Grundätze definiert, an denen sich alle Beteiligten rund um ein Unternehmen orientieren.
Das Operative Marketing beschäftigt sich mit Maßnahmen zur Umsetzung der unternehmerischen Ziele und nimmt mit den Instrumenten des Marketing-Mix eine koordinierende Funktion ein.
Wenn Du Dich schon ein wenig mit Marketing beschäftigt hast, wirst Du bestimmt schon einmal den Begriff Marketing-Mix gehört haben und weißt, dass dieser aus verschiedene Instrumenten besteht, die mit P beginnen. Die P's stehen für englische Begriffe, die das jeweilige Instrument beschreiben.
Der klassische Marketing-Mix, der in erster Linie Produktmarketing ausgelegt ist, beinhaltet 4 Instrumente. Der Marketing-Mix für modernes Dienstleistungsmarketing beinhaltet, je nach Auslegung, 7 oder 8 Instrumente.
Der klassische Marketing-Mix mit 4 P
Marketing-Mix für Dienstleistungsmarketing mit 7 P
Marketing-Mix für modernes Dienstleistungs- bzw. Tourimusmarketing
Im Ansatz des Marketing-Mix mit 8 P wird das Element für das Thema PEOPLE in zwei weitere Komponenten separiert. Die anderen beiden P stehen für PERSONNEL, also die Personalpolitik, und RUBLIC (RELATIONS), also die Öffentlichkeitspolitik.
Das macht durchaus Sinn, da die Tourismusbranche in Puncto Personalgewinnung und -Bindung ihre besonderen Herausforderungen hat. Des Weiteren ist es sinnvoll, auch dem Thema Öffentlichkeitsarbeit, also dem Instrument PUBLIC, erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken, da Tourismus sehr oft Konfliktpotenzial mit sich bringt: Er ist für viele Regionen ein entscheidender Wirtschaftsfaktor, der aber auch die Landschaft und die örtliche Bevölkerung beeinträchtigt.
Nach der vorherigen allgemeinen Einleitung, tauchen wir jetzt ein in die Welt des Marketings für Campingbetriebe. In diesem Artikel beschäftigen wir und mit den 4 P des klassischen Marketing-Mix und damit, wie wir die Instrumente für ein ganzheitliches Marketingkonzept eines Campingplatzes einsetzen können. Die Fortführung in Form der anderen 8 P für modernes Dienstleistungs- und Tourismusmarketing findet dann in Teil 2, also im nächsten Blogartikel, statt.
Nutze an dieser Stelle gerne die Möglichkeit, Deine bisherigen Maßnahmen zu analysieren und Dich durch die folgenden Denkansätze inspirieren zu lassen. Hol Dir dazu gerne Zettel und Stift und beantworte die Fragen, die zwischendurch immer wieder gestellt werden. Etwas zu kennen oder zu wissen ist ganz nett, etwas umzusetzen ist das, was uns tatsächlich weiter bringt. Die ernsthafte Beantwortung der Fragen ist der erste Schritt in die Umsetzung, um Dein Marketing zu optimieren.
1. PRODUCT (Produktpolitik): Dein Angebot an den Markt
In unserer Branche sollten wir statt Produktpolitik besser den Begriff LEISTUNGSPOLITIK verwenden. Was sind also Deine Leistungen, die Du dem Markt und Deinen Gästen anbietest?
Man sagt so schön, um wirklich erfolgreich zu sein, musst man entweder zu den Ersten (Pionieren), den Besten (Qualitätsführern) oder den Günstigsten (Preisführern) gehören oder etwas bieten, was sonst keiner hat oder kann.
Als Inhaber*in oder Gründer*in eines Campingbetriebs ist es wohl die Einzigartigkeit, die unser Angebot wirklich wettbewerbsfähig macht. Dabei muss das Rad nicht neu erfunden werden. Oft genügt schon eine ungewöhnliche Zusammensetzung verschiedener Komponenten oder das Zusammenspiel von Details, um ein Angebot aus der Masse heraus stechen zu lassen oder sogar eine Marktlücke zu schließen.
Hast Du ein Alleinstellungsmerkmal, eine sogenannte USP (Unique Selling Proposition), was sonst keiner hat oder konntest Du in Deiner Destination eine Angebotslücke schließen? Dann hast Du schon viel erreicht.
Wenn Du noch auf der Suche nach Alleinstellungsmerkmalen bist, solltest Du auch Deinen Standort mit einbeziehen. Die meisten Gäste werden ja zu Dir kommen, weil sie die Umgebung und die örtlichen Angebote Deiner Standortsregion genießen wollen. Schau als Inspiration auch gerne mal in Artikel zum Standort, der ein Auszug aus dem Buch CAMPRENEUR ist.
Tipp: Nutze die Alleinstellungsmerkmale Deiner Destination und baue sie mit in Deine Angebotspolitik mit ein!
Verstehe Dein Unternehmen als ein Bestandteil des großen und ganzen Netzwerks vor Ort. Deine Gäste werden in den wenigsten Fällen zu Dir kommen, nur weil sie Dich und Dein Unternehmen genießen wollen. Touristen kommen in eine Destination, weil sie diese als Gesamtangebot erleben wollen. Stelle Dir dazu folgende Fragen:
Was kann man als Gast in Deiner Destination/ an Deinem Standort Besonderes erleben?
Warum kann man einige dieser Dinge bei Dir ganz besonders gut oder sogar exklusiv erleben?
Wie kann Dein Unternehmen dazu beitragen, die Besonderheiten der DESTINATION auf eine EINMALIGE Weise erlebbar zu machen?
2. Preispolitik: Was ist Dein Angebot wem wert?
Die Bestimmung des Marktpreises für eine Dienstleistung ist ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Hier kommt die Hitliste der Top 5 Einflussfaktoren auf die Preisstrategie:
Die Top 5 Faktoren für die Preisstrategie:
- Leistungspolitik
- Wettbewerb und Konkurrenz
- Zahlungsbereitschaft & Zahlungsfähigkeit der Kunden
- Betriebswirtschaftliche Faktoren, insbesondere Rentabilität
- Image der Leistung und des Unternehmens
Deine Gäste hingegen wird nur eine Frage interessieren. Sie werden sich letztendlich nur die folgende Frage stellen: WAS BEKOMME ICH FÜR MEIN GELD?
Im Marketing ist es die legendäre „What's in it for me?“-Frage, die es für unsere Kunden bzw. Gäste zu beantworten gilt.
Tipp: Beantworte die „What's in t for me?“-Frage Deiner Kunden wann und wo immer Du kannst!
Deine Gäste bzw. Kunden wollen wissen, was sie für ihr Geld bekommen. Ob es Dir leicht oder schwer fällt, die Leistung zu erstellen oder ob die Leistung Dir betriebswirtschaftlich eine hohe oder niedrige Marge einbringt, interessiert sie nicht. Sie interessiert nur der Nutzen der Leistung, also das, was sie für ihr Geld bekommen.
Beschreibe in Zusammenhang mit Deinen Preisen sämtliche Dinge, die inklusive sind. Für Dich als Anbieter mögen einige Dinge Selbstverständlichkeiten sein oder zu einem guten Service dazu gehören. Aber wissen dies auch Deine Gäste? Tue ihnen und Dir den Gefallen und erzähle Ihnen, was sie alles für ihr Geld bekommen.
Ein Beispiel gefällig?
Für viele Betriebe ist ein kostenfreier WLAN-Zugang für die Gäste eine Inklusivleistung und Selbstverständlichkeit. Andere Betriebe setzten bei ihrer Leistungs- und Preispolitik eher auf das Baukastenprinzip und bieten verschiedene Leistungen zusätzlich an. Ebenso verhält es sich mit Duschen. Auf einigen Plätzen ist das Duschen in den Preisen inkludiert, auf anderen Plätzen ist das Duschen kostenpflichtig. Wenn in Deiner Preispolitik Dinge wie Duschen und WLAN inklusive sind, sorge dafür, dass es alle wissen. Egal, ob sie ausführlich auf Deiner Website, in einem Buchungsportal oder Campingführer recherchieren, spontan anrufen oder per Email fragen.
Es ist oft nur ein kleiner Satz unter den Preisinformationen oder im Telefongespräch, das aufzuzählen, was die Gäste neben einem Standplatz noch erhalten. Es gibt dem Gast aber auf der einen Seite wichtige Informationen für seinen Aufenthalt und auf der anderen Seite das Gefühl, viel für sein Geld geboten zu bekommen.
Tipp: Gestalte Deine Preisinformationen für FUDAG, den FAULSTEN UND DÜMMSTEN ANZUNEHMENDEN Gast!
Das klingt erst einmal nicht freundlich. Wir wissen aber in er Regel nie, was ein (potenzieller) Gast weiß oder nicht weiß. Geh auf Nummer Sicher und rechne damit, dass er vor seiner Anfrage oder Buchung NICHT ausführlich über Dein Angebot und Deine Preispolitik recherchiert hat. Gehe davon aus, dass er so gut wie gar nichts weiß. Wenn das Gegenteil der Fall ist, wird er das wahrscheinlich rechtzeitig sagen.
Distributions- oder Vertriebspolitik: Wo, wann und wie kommen Gäste an Dein Angebot?
Beim Produktmarketing lautet die zentrale Frage für den Vertrieb „Wie kommt das Produkt zum Kunden?“. Im Tourismusmarketing müssen wir uns die Frage stellen „Wie kommen Kunden an unser Angebot?“.
Der Konsum einer touristischen Dienstleistung kann erst stattfinden, wenn der Kunde/ Gast am Ort der Leistungserstellung ist. Im Vorfeld kann seitens des Kunden lediglich das Recht auf die Dienstleistung erworben werden. Demnach zeichnet sich die Vertriebspolitik für eine touristische Dienstleistung dadurch aus, dem Kunden das Recht für den Konsum einer Leistung zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort „zu liefern“.
Auch wenn Du die eigentliche Leistung nur zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort erbringen kannst, verkaufen kannst Du sie dank des Internets zu jeder Zeit an jedem Ort.
Tipp: Mach Dein Angebot 24/7 verfügbar und kaufbar!
Dein „Verkaufsschalter“ sollte jeden Tag zu jeder Zeit geöffnet sein. Schau, dass Du Deinen künftigen Gästen Möglichkeiten bietest, sie direkt mit wichtigen Informationen zum Buchungsprozess und Verfügbarkeiten Deines Angebots zu versorgen.
Der Kaufprozess sollte dem Kunden so einfach wie möglich gemacht werden. In der heutigen Zeit ist das Bedürfnis nach schneller Planungssicherheit sehr hoch. Je nach Geschäftsmodell und Anzahl de touristischen Standplätze und Angebote ist ein Buchungssystem eine sinnvolle Investition. Die Kunden können direkt sehen, ob das Angebot in ihrem gewünschten Zeitraum verfügbar ist und den Buchungsprozess direkt starten.
Sorge dafür, dass es für Deine Kunden kinderleicht ist, Dein Angebot direkt kaufen zu können. Denn auch für spontane Ideen wollen Kunden schnellst möglich Planungssicherheit.
Vermarktungs- bzw. Kommunikationspolitik: Wie lautet Deine Werbebotschaft?
Dieser Teil des Marketing-Mix ist der, den viele mit Marketing assoziieren. Jetzt geht es wirklich um Werbung, Werbebotschaften und darum, dass Kunden erreicht werden.
Auch wenn man den Teil der Gestaltung von Werbemaßnahmen, Werbetexten und Werbemedien gut auslagern kann, solltest Du Dir der eigentlichen Botschaft Deiner Werbemaßnahmen bewusst sein. Kannst Du die folgenden Fragen für Dich, Dein Unternehmen, Deine Leistungen und letztendlich für Deine Kunden/ Gäste beantworten?
Top 5 der Überlegungen für (D)eine Werbebotschaft
- WER soll sich angesprochen fühlen?
- WELCHE Informationen möchtest Du Deinen potenziellen Kunden mitteilen?
- WAS sollen Leute über Dein Angebot wissen?
- WARUM sollten Kunden Dein Angebot kaufen?
- WIE sollen sich die Empfänger Deiner Botschaft fühlen?
Wie auch schon an andere Stelle erwähnt, kaufen Kunden von touristischen Dienstleistungen die Leistung in ihren Augen nur indirekt. Das, was sie tatsächlich kaufen wollen, sind Erlebnisse und Emotionen. Damit haben wir einen entscheidenden Vorteil. Unsere Leistungen sind in der Regel nicht besonders erklärungsbedürftig und können schwer im Voraus verglichen werden. Demnach könnte und sollte der Fokus unserer Werbebotschaften darauf liegen, bestimmte Emotionen und Erlebnisse in Aussicht zu stellen sowie die Wünsche und Sehnsüchte unserer Zielgruppen ansprechen.
Im Gegensatz zur Bewerbung von erklärungsbedürftigen Produkten und Leistungen, geht dies relativ einfach. Dazu haben heutzutage im Zeitalter von Smartphone-Kameras Zugriff auf einen sehr wertvollen und reichlich vorhandenen Rohstoff für unsere Werbebotschaften: Auf Bilder! Denn ein Bild sagt bekanntlich mehr als 1.000 Worte.
Tipp: Wecke Emotionen durch Bilder!
Sorge dafür, dass Du über möglichst viele stimmungsvolle und unverwechselbare Impressionen von Deinem Platz und der näheren Umgebung verfügst. Stell Dir bei Deinen Aufnahmen die Frage, welche Wünsche, Sehnsüchte und Bedürfnisse Deine künftigen Gäste haben und wie die Bilder diese triggern können.
Nutze diese Bilder bei der Erstellung von Werbemaßnahmen bzw. versorge die Menschen, die Dir dabei helfen (wie z.B. Deine Website-Agentur), mit dem individuellem Bildmaterial.
Das waren die Impulse zum klassischen Marketing-Mix mit seinen 4 P. Ich hoffe, Du konntest ein paar Ideen oder Erkenntnisse gewinnen und freue mich darauf, Dich im zweiten Teil durch die faszinierende Welt des modernen Dienstleistungs- und Tourismusmarketings zu begleiten.
CU Antje
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